Vorsicht: Sharenting – So schützt Du Deine Kinder in den sozialen Medien

Selfies, Foodpics und Urlaubsschnappschüsse – wir alle nutzen mittlerweile täglich die diversen Social Media Plattformen, um unsere Freunde und Familie an unserem Alltag teilnehmen zu lassen. Kein Wunder also, dass auch das Posten von Kinderfotos längst zur Norm geworden ist. Stolze Eltern, die am liebsten jeden Schritt ihres kleinen Lieblings auf Social Media teilen würden, vergessen dabei jedoch oft die möglichen Folgen, die damit einhergehen. Warum auch Du kurz innehalten solltest, bevor Du das nächste Foto Deines kleinen Lieblings hochlädst, wollen wir Dir hier näher erklären.

Was ist eigentlich Sharenting?

Heutzutage hat das klassische Fotobuch in den meisten Haushalten längst ausgedient. Facebook und Instagram haben sich längst als digitale Nachfolger etabliert und sind Anlaufstelle für Millionen von stolzen Eltern. Warum auch nicht, schließlich ist das Uploaden einfach, schnell und macht Spaß. Doch genau hier liegt die große Gefahr: In Sekundenschnelle wird ein Foto des eigenen Kindes gepostet, ohne einen weiteren Gedanken an mögliche Folgen zu verschwenden. Dabei werden die Fotos oft ohne Verpixelung und mit persönlichen Informationen ins Netz geschleudert – auf öffentlich einsehbaren Profilen.

Die Gefahren von Sharenting

„Privat“ ist im Web ein recht schwammiger Begriff. Privatsphäre Einstellungen vermitteln Dir oft ein falsches Gefühl von Sicherheit, verhindern jedoch nie zu 100%, dass die von Dir veröffentlichten Fotos ungefragt von Dritten weiterverbreitet werden. Ein Screenshot ist schnell gemacht und schon landet das Foto auf Plattformen, für die Du es nie vorgesehen hast. An diesem Punkt entstehen diverse Gefahren:

  • Digitales Kidnapping: Identitätsdiebstahl klingt wie ein Konzept aus einem Hollywood Film, ist aber ein wichtiges Thema im Umgang mit Social Media. Viel zu oft fügen Eltern einem Bild den Namen des Kindes hinzu und selbst das Geburtsdatum ist teils öffentlich einsehbar. Diese Informationen bieten die perfekte Grundlage für Identitätsdiebstahl.
  • Sexuelle Ausbeutung: Dass sich viele sexuelle Straftäter Online bewegen ist längst kein Geheimnis mehr. Klar ist auch, dass sie sich oft dort aufhalten, wo sie Inhalte von Kindern finden. Millionen von Kinderfotos werden irgendwann auf pornographischen Plattformen gepostet. Dabei ist nicht unbedingt relevant, dass diese expliziter Natur sind, denn mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen werden Fotos recht einfach manipuliert und sexualisiert. 
  • Emotionaler Schaden: Mit steigendem Alter wird Dein Kind immer größeren Wert auf die eigene Darstellung im Internet legen. Gut möglich, dass Baby- und Kinderfotos dann als peinlich empfunden werden. Auch werden solche Fotos regelmäßig von Online-Mobbern missbraucht.

Die Gefahren sind vielfältig und gehen weit über die hier genannten hinaus. Ein bewusster Umgang mit Social Media Plattformen ist daher umso wichtiger.

Einmal gepostet – für immer Online

Sobald Du Content auf Social Media hochlädst, gibst Du einen Teil der damit verbundenen Rechte ab. Dabei gibt es leider keine klaren, einheitlichen Gesetze, an die sich jede Plattform halten muss. Hinzu kommen länderspezifische Unterschiede und rechtliche Grauzonen, die mal mehr und mal weniger ausgenutzt werden. Lies Dir daher regelmäßig die aktuellen Privatsphäre-Richtlinien durch, denn diese können sich nach jedem Update ändern.

Doch selbst wenn Dir ein Gefühl von Sicherheit vermittelt wird, solltest Du Dir weiterhin der Tatsache bewusst sein, dass Bilder problemlos auf anderen Plattformen weiterverbreitet werden können, auf welchen ganz andere Regeln gelten. Ein Foto vollständig aus dem Internet zu löschen ist daher quasi unmöglich. Die späteren Folgen für Dein Kind sind selbst dann nicht vorhersehbar, wenn Du das Foto längst wieder entfernt hast.

Künstliche Intelligenzen und Sharenting

Wir haben bereits darüber gesprochen, dass gepostete Inhalte von Dritten manipuliert und dadurch missbraucht werden können. In der Vergangenheit war dafür der geübte Umgang mit entsprechender Software notwendig, heute ist dies aber nicht mehr der Fall.

Die Entwicklung von KIs schreitet immer weiter voran und hat längst ein beeindruckendes Niveau erreicht. Dass neue Technologien auch immer neue Gefahren mit sich bringen, ist dabei ein notwendiges Übel. Heutzutage hat jeder Zugriff auf KIs, die Bilder oder Videos auf Basis eigentlich unschuldiger Inhalte erstellen können. Jeden Tag fluten weitere solcher Programme den Markt und haben auch längst Einzug auf den Schulhöfen erhalten.

Es war also noch nie so einfach, die Bilder und Videos Deiner Kinder als Grundlage für ungewollte Inhalte zu nutzen. Dieser Tatsache solltest Du Dir vor jedem Posten eines Kinderfotos bewusst sein.

Wie solltest Du als Elternteil mit dem Thema Sharenting umgehen?

Kannst Du Deine Familie und Freunde in Zukunft also nicht mehr am Leben Deines kleinen Lieblings teilnehmen lassen? Keine Panik, ganz so schlimm ist das Ganze natürlich nicht. Du solltest Dir jedoch vor dem Posten entsprechender Inhalte folgende Fragen stellen:

  • Warum teile ich das Foto? Für mich selbst oder für mein Kind? (Sei ehrlich!)
  • Würde es mich stören, wenn ähnliche Fotos von mir Online existieren würden?
  • Könnte sich mein Kind in Zukunft für den Post schämen?
  • Ist der Inhalt komplett unbedenklich oder könnte er von fremden Personen missbraucht werden?
  • Könnte mein Kind in der Zukunft durch die Inhalte benachteiligt werden?

Wenn Du all diese Fragen positiv beantworten kannst, bist Du auf einem guten Weg. Hältst Du Dich dann noch an unsere Checkliste, reduzierst Du das mögliche Gefahrenrisiko auf ein Minimum.

Checkliste: Worauf Du beim Posten von Kinderfotos achten solltet

  • Beziehe Dein Kind so früh wie möglich in die Entscheidung mit ein! Sprecht über Gründe für und gegen das Posten und AKZEPTIERE die Entscheidung.
  • Sei Dir der möglichen Tragweite des Posts bewusst und poste keine Bilder von Deinem Kind in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen
  • Muss das Gesicht Deines Kindes zwingend zu sehen sein? Nein? Dann nutze eine Verpixelung oder die gezielte Platzierung von Emojis
  • Vermeide die Angabe personenbezogener Daten des Kindes im Zusammenhang mit dem Fotos und poste keine Fotos, auf denen Örtlichkeiten klar zu erkennen sind
  • Deaktiviere Standortverfolgung
  • Vermeide sensible Daten in der Beschreibung sowie Verlinkungen
  • Beschränke den Empfängerkreis sollte auf die Familie und den Freundeskreis
  • Sind andere Kinder zu sehen? Hole Dir zunächst das Einverständnis der Eltern!
  • Mach Dich regelmäßig mit den Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen des Netzwerkes vertraut
  • Aktiviere Benachrichtigungen, damit Du den Post genauer im Auge behalten und kontrollieren kannst
  • Sei Dir immer Deiner Vorbildfunktion bewusst!

Gefahren für Dein Kind lauern natürlich nicht nur Online. Wir bieten Dir Sicherheitstipps für alle Eventualitäten:

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