Wie nehmen Kleinkinder Gefahren wahr?
Ein Gastbeitrag der Sicherheitsexpertin Daniela Kambor von mykidssafe
Wie nehmen Kleinkinder Gefahren denn überhaupt wahr?
Theoretisch ist diese Frage mit einem einfachen „gar nicht“ zu beantworten. Aber praktisch sollten wir ein bisschen genauer hinsehen … es gibt hier nämlich durchaus einige interessante und wissenswerte Dinge zu beleuchten, die Dir sicher helfen, Dein Kind besser zu verstehen.
Es ist wichtig, das Erkennen von Gefahren bei Kleinkindern in zwei Bereiche zu unterteilen. Zum einen haben wir die körperliche und motorische Entwicklung, zum anderen die geistige, kognitive Entwicklung.
Hier möchte ich Dir die Zusammenhänge näher erläutern und Dir ein paar Hilfestellungen an die Hand geben. So kannst Du Dein Kind in den entscheidenden Phasen, vorausschauender, sensibilisierter und geduldiger begleiten.
Je besser die Motorik sich entwickelt, desto sturzanfälliger werden Kleinkinder
Schauen wir uns die körperliche Entwicklung genauer an. Die Entwicklung bei Kleinkindern passiert phasenweise rasend schnell. Gerade Erst-Eltern stellen das oftmals völlig überrascht fest. Quasi über Nacht scheint das Kind einen Sprung gemacht zu haben. Ist das Kind gestern noch kaum vorwärts gekrabbelt, zieht es sich heute überall hoch und wagt die ersten Laufversuche.
Sie neigen außerdem dazu, ihre eigenen Fähigkeiten selbst zu überschätzen, ein weiterer Grund für häufigere Unfälle.
Reaktionsfähigkeit: Nur halb so schnell wie bei Erwachsenen
So unglaublich toll und rasant diese motorischen Entwicklungen in den ersten Kinderjahren geschehen, so gegensätzlich langsam entwickeln sich andere körperliche Faktoren das Gefahrenbewusstsein. Auch das stellen Eltern oftmals verwundert fest.
Die Reaktionsfähigkeit bei einem 5jährigen ist erwiesenermaßen halb so schnell wie die eines Erwachsenen. Erst in der Pubertät, mit ca. 15 Jahren, ist diese Eigenschaft voll ausgebildet.
Deshalb können auch einmal begonnene Bewegungsabläufe häufig nicht rechtzeitig unterbrochen bzw. gestoppt werden (z. B. Laufrad fahren und an der Straße direkt anhalten). Diese Fähigkeit entwickelt sich erst im Vorschulalter. Den sogenannten zusätzlichen „Bremsweg“ sollten Eltern daher unbedingt einkalkulieren.
Das Seh- und Hörvermögen sind erst im Schulalter voll ausgebildet
Das Sehvermögen ist bei Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt. Wenn sie z.B. aus einem Fenster nach unten schauen, können sie nicht erkennen oder gar einschätzen, wie weit es in die Tiefe geht. Das liegt an der verlangsamten Entwicklung der Sehtiefe und -schärfe. Kleinkinder sehen etwa 30 % weniger als Erwachsene. Erst zwischen 9-12 Jahren sind das Sehvermögen und Gesichtsfeld voll ausgebildet.
Weitere Unterschiede im Sehvermögen sind:
- das Gesichtsfeld ist extrem eingeschränkt,
- sie haben kaum bis keine Wahrnehmung aus den Augenwinkeln,
- die Froschperspektive schränkt den Blick auf viele Vorgänge stark ein
Die Sehschärfe von einjährigen Kindern beträgt nur ca. 50 % der Sehschärfe von Erwachsenen. Erst mit ca. 4 Jahren sehen Kinder so scharf wie Erwachsene.
Die Lokalisierung von Geräuschen ist anfangs, nur in einem Winkel von 30 % möglich und entwickelt sich nur langsam. Mit ca. 2 Jahren erkennen Kinder geflüsterte Sprache, erst mit ca. 4 Jahren ist die Wahrnehmung und Differenzierung von Geräuschen bewusst möglich. Geräusche von hinten oder seitlich werden daher häufig überhört. Lautes Spielzeug oder sonstige laute Höreindrücke können der Hörentwicklung signifikant schaden. Insgesamt ist das Hörvermögen erst mit ca. 5-6 Jahren voll ausgebildet und sogar erst mit 8 Jahren können die Höreindrücke wirkungsvoll zur Gefahrenerkennung genutzt werden, was dann natürlich wieder in Verbindung mit der anderen körperlichen Entwicklung steht.
Sicherheitsorientiertes Verhalten entwickelt sich extrem langsam
Wir können also definitiv sagen, dass Kleinkinder zwar von ihrer Neugierde und ihrer schnellen Lernkompetenz profitieren, ihre körperliche und kognitive Entwicklung aber völlig im Gegensatz zur Gefahrenerkennung oder auch zum „sicherheitsorientierten Verhalten“ stehen.
Neben den körperlichen und kognitiven Einwicklungen sind eigene Erfahrungen und eine achtsame Erziehung die Grundlage für eine gute Entwicklung des komplexen Gefahrenbewusstseins und können dies natürlich auch gezielt fördern.
Hier eine Übersicht über diese langsame Entwicklung des Gefahrenbewusstseins mit Verdeutlichung anhand eines Beispiels:
2 – 4 Jahre | Kein direktes Gefahrenbewusstsein instinktives Verhalten, grenzenloses (Ur-)Vertrauen, negative Erfahrungen prägen |
4 – 6 Jahre | Akutes Gefahrenbewusstsein akute Gefahren erkennen, aber nicht schützen, Körper in Ganzheit/ Verletzbarkeit wird bewusst, aber umgebungs- und nicht situationsspezifisch (statisches Gefahrenbewusstsein) Beispiel: Kind klettert auf einen Baum und erkennt erst oben, dass es auch hinunterfallen und sich dabei verletzen kann. |
6 – 8 Jahre | Vorausschauendes Gefahrenbewusstsein vorausschauend Gefahren erkennen, kaum pro-aktiv davor schützen Beispiel: Kind erkennt bereits vor dem Erklettern des Baums, das dies gefährlich werden könnte, größtenteils aus der eigenen Erfahrung, und überlegt sich vorher, ob sich das Klettern lohnt. |
8 – 10 Jahre | Vorausschauendes Gefahrenbewusstsein vorausschauend Gefahren erkennen, kaum pro-aktiv davor schützen Beispiel: Kind erkennt bereits vor dem Erklettern des Baums, das dies gefährlich werden könnte, größtenteils aus der eigenen Erfahrung, und überlegt sich vorher, ob sich das Klettern lohnt. |
Wie Eltern diese Entwicklung positiv beeinflussen können
Du, als Vorbild für Dein Kind, kannst eine großartige Unterstützung in dieser natürlichen Entwicklung sein und diese positiv beeinflussen. Durch verhaltensorientierte Übungen im Alltag lassen sich vorbeugende Verhaltensweisen erlernen und die Risikokompetenz trainieren. Dafür müssen die Übungen aber sehr konkret und situationsspezifisch sein (z. B. wir hüpfen nicht auf der Couch, aber auf der extra Hüpfmatte dafür umso toller). Besonders wichtig ist hierbei, dass Du dieses Verhalten vorleben und auch altersgerecht erklären musst, damit Dein Kind die Notwendigkeit nachhaltig versteht und abspeichert.
Heiße Flüssigkeit verbrüht
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Immer nur Verbote erteilen ist uncool
Besser als nur Verbote zu erteilen (z. B. mit dem Strohhalm im Mund wird nicht gelaufen) ist es, ungefährliche Alterativen/Lösungen anzubieten oder nach eigenen Ideen der Kinder zu fragen. Außerdem solltest Du wirklich notwendige Verbote stets erklären (z. B. Radfahren nur mit Helm). Aus eigenen Erfahrungen weißt Du sicher – Verbote schüren in der Regel nur die Neugierde.
Die Risikokompetenz kannst Du im Alltag ganz leicht und spielerisch fördern, indem Du nicht nur einen Perspektivwechsel auf Deiner Seite durchführst, sondern Dein Kind stets aufmerksam, bewusst begleitest und bei selbstständigen und gerne auch herausfordernden Übungen und Bewegungsspielen unterstützt und förderst. Lass die Neugierde und den Forscherdrang Deines Kindes ruhig zu, vertraue Deinem Kind und Deinem Bauchgefühl, nimm Dir Zeit für diese Entwicklung, überfordere Dein Kind nicht und sprich mit ihm ruhig, geduldig und wiederholt über möglichen Gefahren und Lösungen. Ihr seid ein wunderbares Team!
Daniela Kambor berät bei mykidssafe Schwangere, Eltern und Interessierte rund um das Thema Schwangerschaft, Baby und Familie, insbesondere zum Thema Kindersicherheit. Sie ist außerdem reer Sicherheitsberaterin. Daniela Kambor ist ausgebildete Baby Planner und Schwangerschafts-Concierge, von der BAG und DAPG fortgebildet zum Thema Unfallprävention bei Kindern sowie Mutter von zwei Kindern.
Bild: Daniela Kambor
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